Buchvorstellung: Auftrag fürs Herz

06:00

Nach dem Interview gestern mit Tina Eugen, stelle ich euch heute ihren Debütroman "Auftrag fürs Herz" vor.

Kurzbeschreibung
Anne genießt als Architektin in einer Männerdomäne einen respektablen Ruf. Privat hat sie mit Männern nichts mehr am Hut.
Lange glaubte sie an die wahre Liebe. Doch dieses Glück blieb ihr in ihrem Leben bis jetzt verwehrt.
Von Gabriel, einem amerikanischen Anwalt, erhält sie den Auftrag, sein Eigenheim zu renovieren. Beide ahnen nicht, dass diese Zusammenarbeit der direkte Weg in ihre Herzen sein könnte.
Für mehrere Wochen schweben die zwei im siebten Himmel, doch von einem Tag auf den anderen ist Gabriel plötzlich verschwunden und Anne steht erneut vor den Trümmern ihres Lebens.

Leseprobe:
Auszug aus Kapitel 4 

Ich fuhr bis vor das Haus und sah auch gleich Gabriels Wagen vorn in der Einfahrt stehen. Ich war etwa zwanzig Minuten zu früh dran, aber nachdem sein Auto da stand, war er augenscheinlich da. Kurz bevor ich aussteigen konnte, musste ich mich noch sammeln. Da es heute wieder sehr warm war, hatte ich mir am Morgen eine leichte weiße Sommerjeans angezogen. Dazu trug ich ein schwarzes Seidentop und flache, bequeme Schuhe. Meine Haare waren offen, und während ich aus meinem Auto ausstieg, schob ich mir meine Sonnenbrille auf den Kopf.

Ich fühlte mich wieder gut, und meine vorherige Nervosität ließ langsam nach. Das Bauchkribbeln und die Vorfreude darauf, Gabriel gleich wiederzusehen, waren aber unverändert. Dieses schöne Anwesen hier beflügelte meine gute Laune umso mehr. Mein Architektenherz machte wilde Sprünge, als ich daran dachte, dass Gabriel dieses wunderschöne Objekt wieder herrichten wollte.

Ich stand mit dem Rücken zum Haus und ließ meine Augen umherschweifen, um zu erkennen, was hier noch alles dazugehörte. Plötzlich vernahm ich Schritte auf dem Kies hinter mir und hörte, wie jemand meinen Namen rief: „Anne, schön, dass du gekommen bist.“ Ich drehte mich um und Gabriel kam direkt auf mich zu. Als ich ihn in direkter Nähe wahrnahm, wurden meine Knie schwach und mein Herz fing wie wild zu rasen an. Meine soeben noch verflogen geglaubte Nervosität war von einer Sekunde zur anderen plötzlich wieder da.

Er trug eine schwarze Anzughose, das weiße Hemd hatte er an den Ärmeln leger hochgekrempelt. Er sah atemberaubend gut aus.

„Hallo, Gabriel – ich bin zu früh. Ich hoffe, das macht nichts.“

„Nein, gar nicht. Hast du problemlos hergefunden?“, fragte er mich und reichte mir zur Begrüßung seine Hand.

Unsere Hände verweilten länger als normal ineinander und wir sahen uns tief in die Augen. Ich brachte kein Wort über meine Lippen, denn der Anblick dieses Mannes machte mich wider Willen schwach und die Atmosphäre zwischen uns war mehr als nur geladen.

Beim Blick in seine Augen vergaß ich, dass er mich etwas gefragt hatte. Es vergingen ein paar Sekunden, bis ich ihm antwortete: „Äh, ja, danke, das Navi hat mich diesmal Gott sei Dank nicht in die Irre geführt.“

„Schön, das freut mich.“ Sein Blick schweifte ab, hinüber zu meinem Wagen, und ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Mir scheint, wir haben den gleichen Geschmack in Sachen Autos?“

Ich musste schmunzeln: „Stimmt, deines ist mir letztens bei Isa schon ins Auge gefallen.“

Gabriel nickte und lächelte, und wir sahen uns wieder an.

„Eine Frau mit dem richtigen Geschmack für Autos, das gefällt mir.“

„Ja, deutsche Autos haben doch das gewisse Etwas“, gab ich zurück. Dann folgten ein paar Augenblicke der Stille zwischen uns, da wir den Faden für unser Gespräch verloren hatten. Doch schnell ergriff Gabriel wieder das Wort und zeigte mit den Händen auf alle Gebäude, die rund um uns herum zu sehen waren. „Das hier ist also mein Erbstück.“

Ich sah mich jetzt genauer um. Beim Anblick dieses wunderschönen Anwesens verließ ein Laut des Staunens meinen Mund, und ich sagte: „Oh mein Gott, ist das schön hier.“

„Ja, das finde ich auch. Aber doch in die Jahre gekommen.“

„Du sagtest, du hättest einen Bauernhof vererbt bekommen, aber das hier ist wohl viel mehr, oder?“

„Hmm, ich musste flunkern, weil ich dachte, du würdest gar nicht erst kommen, wenn ich dir von Anfang an sage, um was es sich hier handelt. Gefällt es dir also?“

„Gefallen ist kein Ausdruck. Das hier ist der Wahnsinn. Bei so einem Objekt macht mein Herz absolute Luftsprünge.“ Ich lächelte ihn an.

„Da bin ich aber froh. Das heißt, ich darf dich jetzt mal herumführen?“

„Ja, sehr gerne“, antwortete ich.

Er wies mit einer Hand Richtung Haus und bedeutete mir so, vorzugehen. Dort angekommen, hielt er mir die Tür auf. Ich ging hinein, und für einen kurzen Moment spürte ich Gabriels Hand auf meinem Rücken. Mir wurde sofort ganz heiß und eine Gänsehaut fuhr über meine Haut, als ich seine Berührung wahrnahm. Was war nur los mit mir?

Er zeigte mir das ganze Haus, und vom ersten Moment an war ich mehr als nur überwältigt von den vielen Räumen. Es war tatsächlich ein kleines Schloss mit hohen, großen Räumen und Verzierungen an den Wänden. Es schien nicht so stark heruntergekommen zu sein, wie ich vermutet hatte. Die Zimmer im oberen Stockwerk waren alle fast ganz leer. Nur hie und da standen noch ein paar kleine Möbelstücke darin. Die Treppe war mittig im Haus platziert, sodass es oben links und rechts eine offene Galerie gab, von wo aus man die Schlafräume erreichen konnte. Das waren mindestens sechs große Zimmer, von denen zwei ein eigenes Bad und WC besaßen.

Das Erdgeschoss bestand aus einer großen Küche mit angrenzender Vorratskammer, die zwar sehr alt, aber noch gut erhalten war. Auf der anderen Seite des Hauses befand sich ein großes Wohn-Esszimmer, in dessen Mitte acht massive Stühle einen großen, rustikalen Esstisch umgaben. Die mussten zur damaligen Zeit ein richtiges Vermögen gekostet haben. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die große, helle Fensterfront brachte Licht in den Raum, und von hier aus kam man durch eine Tür auch hinaus in den Garten. Diese stand offen und der Wind ließ die Vorhänge in den Raum hereinwehen. An einem Raumteiler vorbei gelangte man in das Wohnzimmer, in dem sich eine riesige eingebaute Regalwand mit ein paar Büchern, ein wunderschöner alter Sekretär und ein offener Kamin befanden. Sitzmöglichkeiten waren keine vorhanden. Aber hier hätte ich mir eine tolle dreiteilige Ledercouch mit Sesseln sehr gut vorstellen können. Im Geiste fing ich schon an, den Raum einzurichten. Um Gottes willen, ich wusste ja noch nicht einmal, ob Gabriel das auch wollte.

Vom ersten Moment an war ich überwältigt von dem Anwesen. Es war nicht nur Gabriels Anwesenheit, die mich schier aus dem Häuschen brachte. Dieses märchenhafte Gebäude gab mir ein Gefühl von Wärme und Liebe, und ich stellte mir vor, wie es hier wohl zugegangen war, als es noch voll bewohnt und der ganze Betrieb am Laufen gewesen war. Gabriel erzählte mir in jedem Zimmer eine kleine Geschichte. Im Erdgeschoss gab es noch zwei weitere große Räume, von denen einer früher das Jagdzimmer seines Großvaters gewesen war, jetzt aber ebenfalls leer stand. Sein Großvater hatte das gesamte Inventar samt den Trophäen und den Bildern kurz vor seinem Tod einem Treuhänder zur Verfügung gestellt, der den Großteil davon verkauft oder auch versteigert hatte. Der Erlös war einer privaten Kinderklinik gespendet worden, die sich auf Erkrankungen wie die Schmetterlingskrankheit spezialisiert hatte. Sein Großvater musste ein überaus großzügiger und bedeutender Mann gewesen sein.

Nachdem wir unsere Tour beendet hatten, führte Gabriel mich durch das Wohnzimmer hinaus auf die Terrasse, die jetzt reizvoll im Schatten des Hauses lag. Sie war sehr groß und schön gepflastert. Das musste vor kurzem noch erneuert worden sein. Er bot mir einen Sitzplatz an und sagte zerknirscht: „Ich kann dir im Moment leider nur Wasser anbieten. Der Wein ist noch nicht kalt.“

„Hmmm, das ist völlig in Ordnung. Wasser ist mir sowieso das liebste Getränk.“

Er nickte und verschwand gleich wieder im Haus.

Währenddessen blickte ich mich neugierig um. Von hier aus sah ich einen bezaubernden, wenn auch etwas verwilderten Rosengarten und einen großen angrenzenden Park mit sehr viel Grünfläche und vielen verschiedenen und seltenen Bäumen. Mitten in dem Grün stand eine sicher dreihundert Jahre alte Rotbuche. Der Stamm hatte einen Umfang von mindestens zwei Metern und war bestimmt an die dreißig Meter hoch. Sie stand dort wie eine Königin und begann gerade ihre weinroten Blätter zu bilden. Und dann erblickte ich noch zwei wunderschöne Trauerweiden, deren Äste fast bis zum Boden hingen. Einfach nur traumhaft. Ich fühlte mich hier wie im Paradies.

Ein paar Augenblicke später kam Gabriel mit zwei Gläsern und einer großen Karaffe Wasser zurück auf die Terrasse und ließ sich auf der rustikalen, aber noch sehr gut erhaltenen Holzgarnitur nieder. Während er mir das Wasser einschenkte, fragte er ohne Umschweife: „Was meinst du als Profi zu dem Ganzen? Könnte man es wieder so herrichten, dass ich bald wieder hier wohnen könnte?“

Ich schätzte es sehr, dass er sich auf meine Meinung verließ, und wie aus der Pistole geschossen antwortete ich: „Aber selbstverständlich. Meiner Meinung nach musst du hier nicht komplett umbauen, sondern eher nur alles wieder auf Vordermann bringen.“

Gabriel musste lachen: „Ja, das sagst du als Frau vom Fach. Ich bin zwar handwerklich nicht komplett unbegabt, aber ansonsten wohl doch eher ein Schreibtischtäter.“

„Wieso, was machst du denn beruflich?“, fragte ich neugierig.

„Ich bin Rechtsanwalt, und in den USA hatte ich mit meinem besten Freund Marcus eine eigene Kanzlei.“

„Oh, okay, dann hast du zumindest Ahnung von Baurecht“, witzelte ich. „Nein, Spaß beiseite. Ich helfe dir gerne und stehe dir mit Rat und Tat zur Seite. Sicherlich müssen ein paar Sachen renoviert und erneuert werden, aber selbst da kenne ich die notwendigen Adressen von Leuten, die diesen Job hier sicher sehr gewissenhaft ausführen würden.“

„Und was meinst du, wie lange würde das dauern?“, fragte er, jetzt doch angespannt.

Warum hatte er plötzlich so eine Eile? wunderte ich mich, fragte aber dann doch nicht genauer nach.

„Ich denke, in zwei bis drei Monaten kannst du hier mit Sicherheit wieder ganz häuslich wohnen.“

Meine Antwort schien ihn beruhigt zu haben, denn jetzt lächelte er wieder und hatte irgendwie einen erleichterten Gesichtsausdruck.

„Ehrlich, du meinst, in dieser kurzen Zeit bekommen wir das hin? Wie gesagt, Geld spielt keine Rolle.“

Ich musste schmunzeln: „Mann, ich habe es hier also mit einem reichen Anwalt und Kapitalisten zu tun.“

„Reich würde ich jetzt nicht sagen. Ich musste mir alles hart erarbeiten, aber was die Renovierung betrifft, hat mein Großvater gut vorgesorgt.“

„Was? Er hat dir das notwendige Geld also auch noch hinterlassen?“

Gabriel nickte: „Ja, aber das liegt alles noch auf einem Treuhandkonto. Ich komm nur an das Geld heran, wenn ich es tatsächlich in die Renovierung des Hauses investiere. Das war die Bedingung meines Großvaters in seinem Testament. Er wusste nämlich ganz genau, dass ich mir nichts, dir nichts in den USA alles hinter mir lassen würde.“

Jetzt wurde ich noch neugieriger und konnte mir die Frage einfach nicht verkneifen: „Du hast es aber doch nicht getan, oder?“ Eigentlich stand mir diese Frage nicht zu, aber da ich Gabriel als Freund von Tom kennengelernt hatte, wollte ich es doch genauer wissen.

„Na ja, nicht so ganz. Als ich von dem Erbe erfuhr, buchte ich mir ein Flugticket und wollte eigentlich hierherfliegen, um einen geeigneten Käufer zu finden. Doch als ich meine Füße nach einer sehr langen Zeit wieder auf diesen Boden setzte, wusste ich sofort, dass das meine Heimat ist und dass ich hier noch einmal ganz von vorne anfangen möchte. Schließlich habe ich meine ganze Kindheit hier verbracht. Mein Vater ist Amerikaner, und meine Mutter ist Österreicherin. Sie ist ebenfalls hier groß geworden und hat sehr viele glückliche Stunden hier verlebt.“

Ich nickte stumm, denn ich wusste, was er meinte. Wer einmal hier gewesen war, konnte diesem schönen Fleckchen Erde nicht mehr so einfach den Rücken kehren.

„Entschuldige, dass ich so neugierig bin, aber mich berührt deine Geschichte. Darf ich dich noch etwas fragen?“

„Selbstverständlich! Ich lege alles offen.“

Ich lächelte ihn dankend an. „Wieso seid ihr dann eigentlich nach Amerika gezogen?“

„Mein Vater war hier von der U.S. Army aus stationiert gewesen. So hatten sich meine Eltern auch kennengelernt. Ich und mein jüngerer Bruder Lucas sind hier geboren und aufgewachsen. Irgendwann hat mein Vater ein tolles Jobangebot in den USA erhalten und so sind wir dann gemeinsam mit ihnen dorthin gezogen. Meine Mutter hat es aus Liebe getan, aber ich bin mir sicher, dass sie sich nirgendwo mehr zu Hause fühlte als in ihrer Heimat.“

Und plötzlich konnte ich nicht mehr nur Gabriel verstehen, sondern seine Mutter auch noch, und wusste jetzt so viel mehr über ihn und seine Familie. Trotzdem brannte mir noch eine Frage wie Feuer auf den Lippen: „Und du willst wirklich dein komplettes Leben in den USA aufgeben? Deine gesamte Familie und sicherlich auch viele Freunde sind ja nach wie vor dort, oder?“ Es war mir schon peinlich, dass ich ihm so viele Fragen stellte, aber ich musste eine Antwort darauf haben. Mich hatte dieser Mann vom ersten Augenblick an interessiert. Ich fand ihn nicht nur wahnsinnig erotisch und sexy, sondern wollte alles über ihn erfahren.

Gabriel war nachdenklich geworden, antwortete aber trotzdem: „Ja, das muss ich, aber es fällt mir nicht allzu schwer. Ich hatte eine sehr schöne Zeit dort, doch leider habe ich auch einen schlimmen Schicksalsschlag erlitten und mir wurde ein geliebter Mensch genommen. Das bringt sehr traurige Erinnerungen mit sich, die ich nur schwer vergessen kann. Deswegen kommt mir so ein Neuanfang nicht total ungelegen.“

Jetzt musste ich auch schlucken. Um Gottes willen, was hatte er denn durchgemacht? Ich sah ihn an und bemerkte, dass er beim Erzählen dieser Geschichte blass geworden war. Er war also ein gebranntes Kind und hatte eine sehr schlimme Erfahrung hinter sich. Wen er wohl verloren hatte? Noch hatte er es mir nicht erzählt. Drängen wollte ich ihn auf keinen Fall, denn wir kannten uns ja noch nicht richtig. Weswegen sollte er mir hier und jetzt bereits sein Herz ausschütten?

Trotzdem verspürte ich ihm gegenüber eine große Vertrautheit, wie noch bei keinem anderen Mann zuvor in meinem Leben.

Er wechselte nun aber das Thema, da ihn das vorherige doch sehr aufgewühlt hatte.

„Du übernimmst also diesen Auftrag für mich?“

„Ja, sehr gerne. Du gibst mir alle Pläne von dem Haus mit und gleich morgen fange ich an, daran zu arbeiten, versprochen. Ich habe schon ein paar konkrete Vorstellungen zu deiner Renovierung. Komm morgen Nachmittag zu mir ins Büro, da kann ich dir dann schon einiges Genaueres sagen.“

Gabriel atmete sichtlich erleichtert aus und sagte: „Ich bin so froh, dass ich dich kennenlernen durfte. Du bist ein absolutes Geschenk des Himmels, Anne!“

Seine Komplimente schmeichelten mir, und meine Wangen röteten sich. So direkt hatte mir schon lange kein Mann mehr gesagt, dass er mich toll fand.

Gabriel lächelte mich an und sofort überflog ein wohliger Schauer meinen ganzen Körper. Wir sahen uns wieder tief in die Augen.

Ich gewann meine Fassung schnell wieder zurück und wollte mich jetzt nicht auf Privatgespräche mit ihm einlassen.

„Ich nehme das Kompliment gerne an, aber ich glaube, dass du das mit jedem anderen Architekten in der Stadt auch hinbekommen hättest.“

„Das mag schon sein, aber dass ich dadurch mit dir auch noch so eine tolle Frau kennenlernen durfte, ist schon ein wirklicher Glücksfall.“

Er ließ mir keine Chance, eine gewisse Distanz zu ihm aufrechtzuerhalten. Die sexuelle Spannung zwischen uns war auf einmal wieder da. Ich wusste echt nicht mehr, was ich erwidern sollte, und blickte ihn nur stumm an. Gott sei Dank ergriff Gabriel wieder das Wort: „Gehst du noch ein Stück mit mir? Ich möchte dir noch etwas zeigen.“

„Ja klar, warum nicht?“ Am liebsten hätte ich diesen Ort und Gabriel gar nicht mehr verlassen. Wir standen beide auf und er wies mir den Weg aus dem Park. Es war ein kleiner Feldweg, auf dem wir entlangliefen. Links von uns standen viele Haselsträucher in einer Reihe, und rechts war das offene Feld. Unweit dahinter rann ein kleiner Bach, und das romantische Plätschern des Wassers entspannte meine Nerven für den Moment wieder.

„Diesen Weg bin ich früher oft mit meinem Großvater entlanggegangen, um zum Fischen zu gehen.“

„Du mochtest deinen Großvater sehr.“

„Ja, er war ein sehr beeindruckender Mann. Für seine Angestellten war er manchmal auch furchteinflößend. Aber ich habe es damals nie so empfunden. Für mich war er nur mein ganz großes Vorbild und ich wollte eigentlich immer einmal so werden wie er.“

„Das kann ich verstehen. Ich hätte ihn sehr gerne auch kennengelernt.“

Es war einfach unbeschreiblich. Ich fühlte mich auf diesem Fleckchen Erde dermaßen wohl und glücklich, und die Anwesenheit von Gabriel bescherte mir heimlich jede Menge Schmetterlinge im Bauch. Ich genoss die Sonne, die jetzt schon tief am Himmel stand, und es duftete überall nach frischem Getreide und Blumen.

Wir schlenderten ganz gemütlich den Weg entlang, als sich plötzlich rechts neben mir ein Geräusch bemerkbar machte und das hohe Gras zu rascheln anfing. Ehe ich michs versah, sprang das Geräusch an meinen Füßen entlang hinein ins offene Feld. Ich schreckte hoch, da ich absolut nicht damit gerechnet hatte, verlor für einen kurzen Moment das Gleichgewicht und strauchelte nach hinten. Gott sei Dank war Gabriel sofort zur Stelle und fing mich auf, sodass ich gar nicht erst hinfallen konnte. Er nahm mich in seine starken Arme, und erst ein paar Augenblicke später wurde mir bewusst, was das gerade gewesen war. Eine schwarze Katze war einer Maus hinterhergesprintet und hatte sich dabei ganz lässig den Weg über meine Füße ausgesucht. Ich fing an zu grinsen, und da konnte auch Gabriel sein Lachen nicht mehr zurückhalten. „Darf ich vorstellen, das war Benny, unser Haus-und-Hof-Kater, auf Mäusejagd. Das einzige Lebewesen, das auf dem Gut noch erhalten geblieben ist. Ist alles in Ordnung bei dir?“

Ich befand mich noch immer in Gabriels Armen. Ich nickte und wir sahen uns tief in die Augen. Doch diesmal war der Blick noch intensiver. Eine Strähne meiner Haare hatte sich durch den Schreck in mein Gesicht verirrt, und Gabriel strich sie mir mit seiner rechten Hand wieder hinter das Ohr und fuhr dann ganz zärtlich mit seinen Fingern über meine Wange. Dieser Augenblick ging wie in Zeitlupe an mir vorüber. Die Schmetterlinge in meinem Bauch wanderten plötzlich tiefer und lösten ein wunderbares Ziehen in meinem Unterleib aus. Bitte küss mich, bitte küss mich.

Als ob Gabriel Gedanken lesen könnte, nahm er mein Gesicht in seine starken Hände, und ein paar Sekunden später berührten sich unsere Lippen. Mir wurde heiß und kalt zugleich, und im selben Augenblick erbat sich Gabriel mit seiner Zunge Einlass in meinen Mund. Den gewährte ich ihm. Ich genoss diesen Moment und begann dann ganz vorsichtig, auch meine Zunge in unseren Kuss zu involvieren. Mir war schon ganz schwindelig von diesem himmlischen Spiel unserer Münder, als Gabriel mit seinen Händen an meinen Schultern entlang tiefer zur Außenseite meiner Brüste strich und sich dann den Weg unter mein Top bahnte, um meinen Bauch zu streicheln. Unsere Körper rieben sich aneinander und ich spürte ganz deutlich Gabriels Erektion. Ich war völlig berauscht von diesem wunderbaren Gefühl zwischen meinen Beinen und bemühte mich, noch halbwegs aufrecht stehen zu bleiben und nicht umzukippen. Gabriel streichelte mit seinen Händen an meinem Rückgrat entlang und ich hoffte, dass er sich gleich den Weg weiter nach unten in mein Höschen suchen würde.

Er stoppte das Spiel seiner Finger ganz plötzlich, nahm mein Gesicht wieder in seine Hände, und ein paar Augenblicke später saugte er noch einmal ganz kurz an meiner Unterlippe und beendete diesen hinreißenden Kuss. Er sah mir eindringlich in die Augen und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass er wieder weitermachte und das jetzt nicht das Ende wäre. „Bitte hör nicht auf“, flüsterte ich.

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